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Aus den Erfahrungen bei der Betreuung von Besuchern und (Neu-)Bürgern durch das Touristikbüro der Stadt Dülmen entstand die Idee einen "Historischen Stadtrundgang" zu konzipieren.
Leider finden sich vor Ort nur noch selten die originalen Zeugen einer fast 700-jährigen Stadt- bzw. einer 1.200-jährigen Siedlungsgeschichte, da die Bombardierung der Alliierten am 21. und 22. März 1945 die gesamte Innenstadt zerstörte. Trotzdem sollen Interessierten auf diesem Stadtrundgang einige Informationen über geschichtsträchtige Orte, Gebäude und Personen gegeben werden.
Der "Historische Stadtrundgang" führt zu 19 Stationen, die mit der Stadtgeschichte in enger Verbindung stehen. An den Objekten befinden sich nummerierte Plaketten, die auf den Textbeitrag in einer gleichnamigen Broschüre verweisen, die für 1,50 Euro bei uns erhältlich ist. Dieser ergänzt Erläuterungstafeln, die sich an einigen Stationen des Rundgangs befinden.
Die Keimzelle der Stadt bildet ein sächsischer Hof, der in den Besitz des Bischofs von Münster überging. Unweit des zwischen Münsterstraße, Coesfelderstraße und Markt gelegenen Hofes wurde eine Kirche errichtet, die für ein weites Umland die geistliche Versorgung sicherstellte.
Im Schutz der St.-Viktor-Kirche siedelten sich u.a. Handwerker an, denen Bischof Ludwig II. von Münster 1311 Stadtrechte verlieh. Die erfolgreiche Erhebung sorgte für eine Zunahme der Bevölkerung, die sich durch den Bau von Befestigungsanlagen schützte.
Ein tiefgreifender Wandel setzte erst im 19. Jahrhundert durch den Einzug der Industrialisierung ein. Um 1900 wurde die enge mittelalterliche Stadtfläche auch für die Wohnbebauung zu eng. Schon zuvor hatten sich Industrieanlagen und Eisenbahn im Süden und Osten angesiedelt. Für einen neuen Wachstumsimpuls sorgte der ab 1946 einsetzende Wiederaufbau, der mit der Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbeflächen einherging. Die wieder erstandene Stadt bildete den Mittelpunkt für die umliegenden Gemeinden, die seit 1975 zur "neuen" Stadt Dülmen, der größten Flächengemeinde des Regierungsbezirks Münster, zusammengeschlossen sind.
Das Rathaus wurde Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut. Noch heute trennt es das geistliche Leben auf dem Kirchplatz von St. Viktor vom kaufmännischen Treiben auf dem Marktplatz. Der Scharre genannte Durchgang erinnert an die Verkaufsstände der Fleischer, die hier mit ihren Waren ausstanden. In dem als Bogenhalle ausgeformten Erdgeschoss befanden sich im 16./17. Jahrhundert die Leinenlegge und die Stadtwaage. An der Giebelwand zur Marktstraße war der städtische Pranger angebracht. Mehrere Umbauten veränderten das Aussehen des Rathauses. Eine Ausmauerung des Laubenganges erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts, als Teile des Rathauses an das Land- und Stadtgericht vermietet wurden. Kurz vor der Zerstörung 1945 kam es zu einer gründlichen Renovierung, die die alte ornamentierte Backsteinfassade wieder freilegte. Erst 1954 begann der Wiederaufbau. Der Marktplatz erfuhr eine erhebliche Ausdehnung, da man auf den Wiederaufbau der Häuserzeile zur Marktstraße verzichtete. Der so geschaffene Platz bietet den Rahmen für das alljährliche "Dülmener Sommertheater".
In unmittelbarer Nähe des Rathauses, auf dem Marktplatz, befindet sich der Marktbrunnen. Dülmener Bürger stifteten ihn 1911 anlässlich der 600-Jahrfeier der Stadtgründung. Um in der Zeit der NS-Herrschaft mehr Platz für Aufmärsche zu gewinnen, wurde der Brunnen 1938 vor das damalige Gymnasium am heutigen Charleville-Mézières-Platz versetzt. Erst zum 675-jährigen Stadtjubiläum kehrte der Brunnen 1986 auf den Marktplatz - wenn auch nicht auf seinen alten Standort - zurück. Die im Krieg abhanden gekommene Bekrönung des Brunnens in Form einer Putte wurde 1994 erneuert. Der Kugel und eine pfeilartig freie Form verbindende Entwurf Ludwig Dinnendahls symbolisiert zum einen die Unendlichkeit und zum anderen die Dynamik.
Natz lautet die Koseform des im Münsterland weitverbreiteten männlichen Vornamens Bernhard. Dieser Name bürgerte sich seit dem 19. Jahrhundert als Synonym für ein Dülmener Original ein, bei dem es sich um den über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Gastwirt Bernhard Ostrop (1824-50) gehandelt haben soll. Aus dem Mund dieses mittlerweile sprichwörtlichen Originals ließ Wilhelm Majert in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zahlreiche launige Verse fließen. Die Figur des Natz ist Werbe- und Sympathieträger der städtischen Verkehrswerbung und bei entsprechender Gelegenheit wird die Figur des Natz von Dülmen zum Leben erweckt. Ein Initiativkreis Dülmener Bürger setzte sich 1990 für die Schaffung eines Denkmals ein und sicherte durch Spenden die Finanzierung. Die von Jürgen Ebert geschaffene Skulptur wurde 1993 an einer Stelle errichtet, die der alten Poststation gegenüber liegt, auf der Straßenseite, die sich etwas unterhalb des Ostrop'schen Gasthofes befindet. Dargestellt ist der einen neu ankommenden Reisenden begrüßende Natz.
Bis zum Jahre 1902 war die Stadt in fünf Viertel eingeteilt, die nach den Hauptstraßen benannt waren. Die Borkener Straße führt diesen Namen erst seit dem Zweiten Weltkrieg, während sie in den vorherigen 400 Jahren als Neustraße bezeichnet wird. In überdurchschnittlich vielen Haushalten dieses Viertels wurden nicht nur im 19. Jahrhundert Ziegen gehalten, weshalb der Spottname "Siegenvedel" (Ziegenviertel) nicht lange auf sich warten ließ. Die Ziege gilt bekanntlich als "Kuh des kleinen Mannes". Weideflächen für die bis 1964 zahlreich rund um den inzwischen abgerissenen Wasserturm gehaltenen Ziegen befanden sich zwischen Borkener Straße, Wildpark und Hinderkingsweg. Um die Bezeichnung Ziegenviertel und die damit verbundene soziale Struktur vor dem Vergessen werden zu bewahren, schlugen Bürger 1987 die Aufstellung einer Ziegenskulptur vor. Der Nieströter Schützenverein, der seinen Namen vom beiderseits der Borkener Straße gelegenen Viertel der Neustraße ableitet, griff diese Idee auf und sorgte durch Spenden für die Realisierung. Die Widerspenstige des Künstlers Jürgen Ebert, 1996 an der Borkener Straße am Eingang zum Ziegenviertel aufgestellt, erinnert an eine historische Zweckgemeinschaft von Mensch und Tier, die nicht immer spannungsfrei war.
Die Dülmener Bevölkerung verdreifachte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts (1905: 6.549 Einw.), doch vollzog sich dieses Wachstum im wesentlichen als bauliche Verdichtung innerhalb der alten Stadtwälle. Lediglich an den Durchgangsstraßen und in Richtung der 1870 gebauten Bahnlinie kam es zu einer erstmaligen Bebauung. Eine Hausnummerierung nach den neuen Straßennamen führte man 1902 ein. Im Bereich von Westring und Lohwall, auch als "Promenade" bezeichnet, wurde als erstes Gebäude die Overberg-Schule errichtet (1909). An exponierter Ecklage ließ 1913 der in der Bauerschaft Daldrup ansässige Landwirt und Brennereibesitzer Schulze Niehoff eine repräsentative Villa in neoklassizistischem Stil ausführen, die ihren Namen (Villa Mues) von dessen Schwiegersohn und nachmaligen Bewohner Dr. Karl Mues erhielt.
Angesichts der flächenhaften Zerstörung der Innenstadt am Ende des Zweiten Weltkriegs bildet die unter Denkmalschutz stehende Villa eines der wenigen Zeugnisse für die bauliche Entwicklung der Stadt. Die bei der Gestaltung der Villa verwendeten Stilelemente verweisen auf die Überwindung des Historismus, der in verschiedenen Ausprägungen - siehe Lagerhaus Bendix - bei den während des Kaiserreichs entstandenen Gebäuden in Dülmen zu beobachten war. Die schlichte, auf geometrische Grundformen reduzierte Formensprache hebt den mit dorischen Säulen und Portikus geschmückten Eingang der Villa hervor. Gleichzeitig markiert die Architektur der Villa den Übergang zu einer sachlich, funktionalen Bauweise, wie sie für die Bürgerhäuser der Oberschicht ab den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts typisch wurde.
Seit 1907 findet im Merfelder Bruch jährlich am letzten Samstag im Mai der Wildpferdefang statt. Die überregional bekannte Veranstaltung, bei der die jungen Hengste aus der frei lebenden Wildpferdeherde des Herzogs von Croÿ gefangen werden, hat Dülmen längst zur "Stadt der Wildpferde" gemacht. Die Stadt trägt dieser Popularität seit 1993 Rechnung und wählte die Wildpferde zum werbewirksamen Stadtlogo. Schon 1988 setzte sich der "Förderverein für Kunst und Kultur" für die Aufstellung einer Skulptur ein, die den 1316 erstmals erwähnten "wilden Pferden" gewidmet sein sollte. Der Aachener Bildhauer Prof. Wolfgang Binding schuf die 1990 aufgestellte Wildpferdegruppe, die sich nicht von ungefähr an der Borkener Straße befindet, der Verkehrsverbindung von der Stadt zu den Wildpferden im Merfelder Bruch. Die naturalistische Ausführung spiegelt den Frieden und die Würde der urwüchsigen Wildpferde wider, wie sie in der freien Natur beobachtet werden kann. Im geschäftigen Treiben des Stadtraumes lädt die Skulptur zum ruhigen Verweilen ein.
Nach Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders war es in Dülmen Anfang der 80er Jahre an der Zeit, sich nicht länger nur mit dem Notwendigen zu beschäftigen, sondern auch Vorschläge für die künstlerische Gestaltung des Stadtraumes zu machen. Ein "Initiativkreis zur Verschönerung des Stadtbildes" stellte sich in die Tradition bürgerlichen Engagements, das 1911 bei der Stiftung des Marktbrunnens offenbar geworden war, und schlug die Aufstellung einer Brunnenskulptur mit historischen Bezügen vor. Die als Motiv gewählte Wäscherin ruft Reminiszenzen an die Zeit hervor, als Dülmenerinnen ihre Wäsche zum Overbergplatz brachten, um sie im Stadtgraben zu waschen oder sie dort zu bleichen. Die Übergabe der durch Spenden finanzierten Bronzeskulptur des Coesfelder Künstlers Dr. Egon Lichte fand 1984 statt.
Abt Bernrad gründete nach 780 bei dem sächsischen Hof Dulmenni eine Kirche, deren Sprengel anfänglich im Nordosten Buldern und im Osten die Ausläufer des Dülmener Flachrückens einschloss, im Süden durch den Heubach, im Westen durch die sumpfigen Niederungen des Merfelder und des Letter Bruchs sowie im Nordwesten durch den Letter Berg begrenzt war. Die kleine hölzerne Kirche wurde 1074 durch einen romanischen Steinbau unter dem Patronat des Heiligen Viktor ersetzt.
Nach der Verleihung von Stadtrechten (1311) errichtete Bischof Ludwig 1323 ein zwölfköpfiges Kanonikerstift an der Pfarrkirche, das bis zur Aufhebung 1811 bestand. Eine Erweiterung des 1074 geweihten Gotteshauses zur Hallenkirche erfolgte durch den Anbau von Seitenschiffen (1351 bis 1443), während der bis 1858 durch einen steinernen Lettner vom Kirchenschiff abgetrennte Chorraum den Stiftsherren vorbehalten war. Um 1500 wurde der gotische Chor begonnen, den man dem Coesfelder Baumeister Henrik de Suyr zuschreibt. Der Neubau des quadratischen Turmes war 1601 abgeschlossen.
Nach der völligen Zerstörung am 21./22. März 1945 erstand nur der Chorraum in seiner alten Form wieder, während das Kirchenschiff mit einer Stahlkonstruktion statt eines Gewölbes geschlossen wurde. Das Aufsetzen des Turmhelms bildete 1958 den Endpunkt des Wiederaufbaus (1949-51).
Erwähnenswerte Ausstattungsgegenstände bilden ein spätromanischer Taufstein (um 1250), ein Dreisitz (um 1440), ein gotisches Sakramentshäuschen, ein hölzernes Triumphkreuz (nach 1450) sowie eine Passionssäule (um 1460).
Die im französisch-belgischen Grenzgebiet ansässigen Herzöge von Croÿ gelangten 1803 in den Besitz des zur Grafschaft erhobenen Amtes Dülmen. Nach Ende der napoleonischen Kriege (1815) nahmen sie die Stellung von Standesherren im Königreich Preußen ein. Zunächst residierten die Herzöge in verschiedenen Bürgerhäusern, erwarben dann die Dolhofensche Besitzung in der Burgstraße und erweiterten sie über die planierten städtischen Wälle hinaus. Herzog Alfred ließ 1834 den Grundstein zum Bau eines Schlosses legen, dessen erste Entwürfe auf einen Neffen zurückgehen. Die endgültige Gestaltung der klassizistischen Fassade und die Raumgliederung gehen auf den Mailänder Architekten Brey zurück. Zeitgleich zur Fertigstellung (1844) liefen die Planungen des Schinkel-Schülers August Stüler für die Gestaltung des Schlossgartens mit Kesselhaus und gläsernen Gewächshäusern. Bereits 1861 erfolgte die Umgestaltung des Schlossgartens in einen Landschaftsgarten. Der Vorplatz des Schlosses wurde mit einem monumentalen Bogen abgeschlossen. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg unterblieb der Wiederaufbau des Schlosses. Die Trasse der Halterner Straße schneidet heute die westliche Fassade des Schlosses an.
Als der vor die Tore der Stadt verlegte Friedhof an der Lüdinghauser Straße gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr ausreichte, fanden Bestattungen ab 1899 auf dem neuen Friedhof am Mühlenweg statt. Die neogotische Totenhalle war mit Bildern der Heiligen Mauritius, Antonius, Jakobus und Viktor ausgemalt. Die Heiligenbilder symbolisierten die Schutzpatrone von Hausdülmen, Merfeld, Weddern und Dülmen. Sie erinnerten an den weiträumigen, Stadt und Land umspannenden Pfarrsprengel der Kirchengemeinde von St. Viktor. Das große von Ferdinand Koch ausgeführte Friedhofskreuz krönt die Ruhestätte von acht Dülmener Geistlichen. Während die Belegung der Gräberfelder mit der Errichtung des Waldfriedhofs 1928 eingestellt wurde, blieben die an den Außenrändern gelegenen Gruften noch weiterhin in Benutzung.
Die Umwandlung der Nutzung in einen Park erfolgte 1974. Erhalten blieben die Gräber von Dülmener Ehrenbürgern und Honoratioren, von denen das 1925 von Franz Rüther entworfene Grabmal der Bauunternehmerfamilie Kirschner besonders auffällig ist. In ein Ehrengräberfeld wurden 1952 die in dem als Reservelazarett genutzten Krankenhaus verstorbenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie einige Bombenopfer umgebettet.
Die evangelische Kirchengemeinde erhielt 1898 einen eigenen Friedhof, nachdem sie ihre Toten bisher gemeinsam mit den Katholiken auf dem aufgegebenen Friedhof an der Lüdinghauser Straße bestattet hatte. An dieses Gelände am Kapellenweg verlegte man 1905 auch die jüdische Begräbnisstätte. Die ursprünglich axiale Anlage, die beherrscht wird vom Mausoleum des Textilfabrikanten Meyer Bendix und seiner Frau Sara geb. Spanjaard, nahm bis 1938 21 Einzel- und 10 Doppelgräber sowie eine Gruft mit vier Plätzen der Verstorbenen der jüdischen Gemeinde auf. Die Grabsteine des alten jüdischen Friedhofs vor dem Lüdinghauser Tor wurden 1937 auf Anordnung des Bürgermeisters entfernt und auf dem hinteren Gelände am Kapellenweg aufgestellt. Während des Reichspogroms 1938 kam es zur Schändung der Grabsteine.
Der Friedhof war mit einer Mauer umgeben, die an der Nordseite durch die Luftangriffe 1945 eingedrückt wurde. Das gegenwärtige schmiedeeiserne Gitter gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg an seinen Platz. Es stammt von der zerstörten Villa des Fabrikanten Schlieker am Nonnenwall. Die Evangelische Kirchengemeinde erwarb 1963 den nicht belegten rechten Teil des jüdischen Friedhofs vom Landesverband Jüdischer Kultusgemeinden.
In der Nähe des Kriegerdenkmals befand sich im 14./15. Jahrhundert ein Leprosenhaus mit angegliederter Kapelle am Fuße eines Kalvarienberges mit einer Kreuzigungsgruppe. Ein Relikt dieser Gruppe stellt die Statue des "Christus im Grabe" vom Ende des 15. Jahrhunderts dar, die sich in der Kreuzkapelle befindet.
Als Erkrankungen an Aussatz in der Neuzeit zurückgingen und die Siechenkapelle baufällig geworden war, kam es 1696 zur Errichtung der Kreuzkapelle an der Stelle des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Oratoriums. In dem heute als Sakristei genutzten Anbau konnten ursprünglich die Leprosen dem Gottesdienst beiwohnen. Im Siebenjährigen Krieg fiel die Kapelle einem Brand zum Opfer, so dass 1765 der bis heute bestehende Neubau notwendig wurde.
Die Kreuzkapelle war Endpunkt der Karfreitagsprozession, die von der St.-Viktor-Kirche ausgehend über Münsterstraße, Kreuzweg und die Straße "An der Wette" - den früheren Siechenbach - führt. Der 1736 bis 1738 angelegte Feldkreuzweg gab der "Kreuzkapelle", die 1741 erstmals erwähnt wird, ihren Namen. Eine Kreuzwegstation (Christus begegnet den weinenden Frauen) befindet sich an der Nordseite der Kapelle.
Besonders im 18. Jahrhundert fanden Wallfahrten zu der in der Kapelle aufbewahrten Pietá statt (Original heute in der St.-Viktor-Kirche), von denen Votivsilber zeugt, zu dem u.a. Schützenplaketten der ländlichen Schützenbruderschaften zählen.
Aus dem bereits 1824 von Moses Bendix aufgenommenen Handel mit den Erzeugnissen der ländlichen Leineweberei ging 1873 die mechanische Weberei Meyer Bendix hervor. Der Export der sich ausweitenden, nun auch Baumwolle verarbeitenden Produktion reichte bis in die USA. Die wirtschaftliche Expansion machte 1902 den Bau eines zweiten Lagerhauses an der Lüdinghauser Straße notwendig. Die Schauseite ist im zeitgenössischen Stil der Neorenaissance ausgeführt und im Jahre 2002 restauriert worden. Sie ist ein Beispiel gelungener repräsentativer Industriearchitektur. Das Lagerhaus bildete den Ausgangspunkt eines sich räumlich außerhalb der alten Stadtwälle entwickelnden Firmengeländes, das 1907/8 um eine Spinnerei erweitert wurde.
Deren Gebäude beherbergen seit 2001 das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium.
Nach einem wirtschaftlichen Einbruch während des Ersten Weltkrieges entwickelte sich die Firma Paul Bendix bis 1927 zum größten Arbeitgeber in Dülmen (1.100 Beschäftigte). Da die Betriebsgebäude den Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört überstanden, konnte die Produktion schnell wieder aufgenommen werden. 1957 war das Unternehmen mit 1.200 Beschäftigten der größte Arbeitgeber im Kreis Coesfeld. Die Strukturkrise in der Textilindustrie führte ab 1966/67 zu einer Halbierung der Mitarbeiterzahl und zur Umstellung der Produktion auf Streichgarn, die aber 1993 auch eingestellt wurde.
Auf einem Gelände an der Lüdinghauser Straße, der ehemaligen Bahnhofstraße, wurde 1905 die Bronzestatue der Maria Immaculata feierlich geweiht. Im Vorjahr hatte an gleicher Stelle eine Volksmission aus Anlass der 50. Wiederkehr der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariae stattgefunden. Bei dieser Gelegenheit nahm Pater Ambrosius die Grundsteinlegung für die Mariensäule vor. Der Entwurf für das Standbild stammte von dem Münsteraner Kersting und entsprach dem neogotisch geleiteten Zeitgeschmack. Von den allgegenwärtigen Kriegszerstörungen des Jahres 1945 in Dülmen blieb die Mariensäule nicht verschont. Die stark beschädigte Säule musste abgetragen werden und die Marienstatue wurde eben-erdig bei der St.-Viktor-Kirche aufgestellt.
Gut 50 Jahre nach der ersten Grundsteinlegung ziert den Marienplatz seit 1956 die von H.G. Bücker aus Vellern gestaltete neue Mariensäule. Anstelle der Maria Immaculata erhebt sich heute auf einem schlichten Basaltsockel eine bronzene Madonna, die auf ihren Händen das stehende Christuskind trägt. Im Volksmund trägt sie die Bezeichnung "Raketenmarie".
Bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte die St.-Viktor-Kirche ausgereicht, aber das zunehmende Bevölkerungswachstum machte die Errichtung einer zweiten Kirche unumgänglich. Zu Beginn der dreißiger Jahre beschloss der Kirchenvorstand deshalb den Bau einer zweiten Pfarrkirche auf dem Gelände des von 1809 bis 1900 belegten Friedhofs an der Lüdinghauser Straße. In den Kirchenbau sollte die dort befindliche Grabstätte der Anna Katharina Emmerick eingegliedert werden. Pfarrer und Kirchenvorstand entschieden sich für den Entwurf des bekannten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm (1880-1955), dessen Sakralarchitektur sich durch schwere, wuchtige Formen und einen wehrhaft, monumentalen Charakter auszeichnet. Die Auswahl des Architekten wie auch der erste Spatenstich am 30. November 1936 hatten symbolische Bedeutung als Demonstration katholischen Glaubens gegen den durch den Nationalsozialismus propagierten Atheismus. Die feierliche Weihe des Bauwerkes nahm der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, am 16. November 1938 vor. Der Wiederaufbau der durch alliierte Bomber schwer beschädigten Kirche kam nur langsam voran. Erst am 17. Juni 1952 konnte das Richtfest gefeiert werden. Im März 1954 wurde die erneuerte Rosette eingesetzt.
Mystikerin des Münsterlandes (1774-1824)
Anna Katharina Emmerick entstammte einer kinderreichen Kötterfamilie in Coesfeld-Flamschen. Auffallend war ihre religiöse Aufgeschlossenheit und eigenständige Frömmigkeit, in der sie das biblische Heilsgeschehen bildhaft wie eine Augenzeugin erlebte. Nachdem sie als Magd und Näherin gearbeitet hatte, trat sie mit 28 Jahren in das Augustinerinnenkloster Agnetenberg in Dül-men ein. Obwohl das harte Klosterleben ihren religiösen Erwartungen nicht entsprach, war sie nach eigenen Angaben nirgends glücklicher als im Kloster. 1812 verließ sie als letzte das unter französischer Herrschaft aufgehobene Kloster. In den folgenden zwölf Jahren lebte sie unter ärmlichen Verhältnissen als Jungfer Emmerick in Dülmen, wobei sie sich weiter an ihr Ordensgelübde hielt.
Nach dem 1813 berichtet wurde, sie trage die Wundmale Jesu an ihrem Leib, verzichte fast ganz auf Nahrung und habe oft merkwürdige Visionen, fanden sich prominente Besucher ein. Weltbekannt wurden ihre Visionen in der von Clemens Brentano gestalteten Veröffentlichung. Kirchliche und weltliche Untersuchungen ihrer Stigmatisierung und Visionen 1813 bzw. 1819 fielen zwiespältig aus.
Das Grab der am 9. Februar 1824 gestorbenen "Dulderin" befindet sich heute in der Krypta der Heilig-Kreuz-Kirche. Ein schon früher eingeleiteter Seligsprechungsprozess wird jetzt in Rom weitergeführt.
Emmerickverehrer in aller Welt halten untereinander Kontakt durch den Emmerickbund (Informationen: Pfarrbüro Heilig Kreuz, An der Kreuzkirche 10, 48249 Dülmen, Tel. 02594/2126).
Nachrichten über Juden in Dülmen finden sich erst seit der frühen Neuzeit. Zunächst stellten die Bischöfe von Münster als Landesherren, dann auch der Rat der Stadt einzelnen Familien zeitlich befristete Geleitbriefe aus. Die Inhaber dieser Geleitbriefe mussten einen Betrag in die Landes- bzw. Stadtkasse zahlen und erhielten dafür die Berechtigung sich als Händler, Geldverleiher oder Schlachter niederzulassen. Der Dülmener Rat gestattete 1574 dem auf zwölf Jahre vergeleiteten Juden Hertz von Nimwegen die Bestattung verstorbener Familienangehöriger. Für die Beerdigung auswärtiger, durchreisender Juden, die in Dülmen verstarben, behielt sich der Rat hingegen in jedem Einzelfall eine Genehmigung vor. Als Begräbnisplatz diente der Stadtwall zwischen Lüdinghauser und Münster Tor. Probleme ergaben sich 1702, als der Wall eingeebnet und in Gärten umgewandelt werden sollte. Dadurch wurden jüdische Gräber freigelegt, weshalb man seit dieser Zeit den bis 1905 genutzten Friedhof vor dem Lüdinghauser Tor anlegte, der mit einer Mauer umgeben war.
Die Grabsteine des nicht mehr belegten Friedhofs wurden 1937 auf Anordnung des Bürgermeisters zum Friedhof am Kapellenweg gebracht, die Grabstätten eingeebnet und das Grundstück in eine Grünfläche umgewandelt. Ein Mahnmal, das am 11. November 1979 enthüllt wurde, erinnert an diese Ereignisse.
Während des 16. und 17. Jahrhunderts waren nur wenige jüdische Familien in Dülmen ansässig. Der Unterricht der Kinder und die Abhaltung der religiösen Feiern fanden in den Wohnhäusern statt. Erst als die Zahl der Familien im Laufe des 18. Jahrhunderts auf acht anstieg, kam es 1801zur Einrichtung einer eigenen Synagoge in einem dazu angekauften Haus an der Kötteröde. Die Gleichstellung der Juden (1811) und das Gesetz über die Neuregelung der Verhältnisse der Juden in Preußen (1847) ermöglichten eine staatsbürgerliche Emanzipation.
Nachdem 1862 die jüdische Privatschule zu einer öffentlichen erhoben worden war, ergab sich die Notwendigkeit, für die auf 28 Familien angewachsene Gemeinde einen angemessenen Raum zu errichten. An der Münsterstraße erwarb die seit 1801 über einen Lehrer verfügende Gemeinde ein Grundstück mit Wohnhaus, in dem die Schule eingerichtet und auf dessen Areal 1864 die neu errichtete sechseckige Synagoge eingeweiht wurde. An der Spitze der Dülmener Juden standen zwei Vorsteher. Für die Gestaltung der Gottesdienste und den Schulunterricht war ein Lehrer verantwortlich. Von den 18 jüdischen Familien mit 67 Personen des Jahres 1933 verstarben bis 1938 sieben, weitere 15 zogen fort oder wanderten aus.
Die Verbliebenen erlebten während des Reichspogroms vom 9./10. November 1938 das Anzünden der Synagoge und die Verwüstung ihrer Geschäfte und Wohnungen. Die zehn letzten Dülmener Juden wurden 1941/42 deportiert.
Schon vor der Verleihung von Stadtrechten (1311) dürfte ein Verteidigungsring aus Wall und Graben die natürlich gewachsene Siedlung umgeben haben. Im 14. Jahrhundert kam es dann zu einer Ausweitung der Siedlungsfläche, die bis ins 19. Jahrhundert ausreichte. Dieses Areal wurde im 15. Jahrhundert mit einer Stadtmauer umgeben, die an gefährdeten Punkten - wie dem Eintritt der Tiber in die Stadt (Lorenkenturm) und ihrem Ausfluss (Tiberturm)- verstärkt war. An der Innenseite verliefen die Ringstraßen, die noch heute den Verlauf der Stadtmauer nachzeichnen (Süd-, West-, Nord- und Ostring). Die Tore erhielten im Laufe des 16. Jahrhunderts eine zunehmende Ausdehnung, die mit der Erweiterung und Neuanlage der Wälle und eines zweiten Grabens notwendig wurde. Als einziges Stadttor überstand das Lüdinghauser Tor mit seinen charakteristischen Rundtürmen die schon im 17. Jahrhundert einsetzende Schleifung der Wälle und den Abbruch der Tore, die Anfang des 19. Jahrhunderts abgeschlossen waren. Bis heute bestehen nur mehr der Lorenkenturm (Foto) im Bereich der nördlichen Stadtmauer und der Nonnenturm der östlichen Stadtmauer (Ostring). Letzterer verdankt seinen Namen dem dort 1457 eingerichteten Augustinerinnenkloster Agnetenberg. Das Lüdinghauser Tor avancierte zum wehrhaften Wahrzeichen der Stadt. Im Vorfeld des 600-jährigen Stadtjubiläums wurde es 1908 grundlegend renoviert, wobei der heute noch zu sehende steinerne Wehrgang ergänzt und die beiden Türme verbunden wurden.
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